Blühender Mohn in Schillers Garten

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Blühender Mohn in Schillers Garten
Foto: Ariane Ludwig

Rückansicht von Schillers Gartenhaus

Foto: Catalina Giraldo Vélez

Das Gartenhaus ist ein Sinnbild der Friedrich-Schiller-Universität, begegnen sich doch hier zwei ihrer Traditionen: zum einen die philosophische und künstlerische um 1800, die Jena zu einer der bedeutendsten Universitäten in Europa werden lässt, und zum anderen die naturwissenschaftlich-technologische, die in der Kooperation von Ernst Abbe, Otto Schott und Carl Zeiss zur Etablierung der optischen Industrie in Jena führte.

Im März 1797 erwarb Friedrich Schiller das Gartenhaus an der Leutra, das damals in einer anmutigen, vorwiegend ländlich geprägten Gegend der Vorstadt lag. An der Südwestecke des Grundstücks ließ Schiller im folgenden Jahr ein Türmchen errichten, welches er liebevoll »mein Belveder« nannte und dessen oberes Stockwerk ihm als Rückzugsort zum Dichten diente. Während der drei Sommer, in denen Schiller mit seiner Familie das Gartenhaus bewohnte, entstanden Teile des »Wallensteins«, der »Maria Stuart« und die berühmten Balladen für den Musenalmanach. Zugleich war der Garten ein Ort für Geselligkeit und intellektuellen Austausch. Am Steintisch fanden die abendlichen Gespräche mit Goethe statt, der Schiller bei seinen Aufenthalten in Jena fast täglich besuchte. Zu den zahlreichen Gästen des Hauses in dieser Zeit gehörten auch Johann Gottlieb Fichte, Friedrich Wilhelm Joseph Schelling, Ludwig Tieck, Sophie Mereau, Susette Gontard und Caroline von Humboldt.

Disteln vor der Ernst-Abbe-Veranda in Schillers Gartenhaus

Foto: Fiona Daffner

Im Jahre 1811 – sechs Jahre nach Schillers Tod – wurde das Anwesen durch den Weimarer Staat erworben, um hier auf Wunsch des Herzogs Carl August die erste Jenaer Sternwarte zu erbauen. Als Direktor dieser Einrichtung wohnte noch Ernst Abbe von 1878 bis 1886 im Gartenhaus. Auf seine Veranlassung entstanden Teile des südlichen Anbaus und die Veranda, die heute als Vortragsraum genutzt wird. In Schillers Haus fand 1881 auch das erste Treffen zwischen Abbe und dem Glaschemiker Otto Schott statt, das die künftige Zusammenarbeit bei der Fertigung optischer Geräte begründete.

Schon seit den ersten Jahrzehnten des 19. Jahrhunderts war der Garten ein Anziehungspunkt für Schillerverehrer*innen und Besucher*innen aus aller Welt. Um dem »Wunsch Einheimischer und Fremder« zu entsprechen, unterbreitete Goethe 1817 einen ersten Plan, nach dem das Arbeitszimmer im Türmchen als ein Erinnerungsort für den verstorbenen Dichterfreund eingerichtet werden sollte. Damit steht die »Gartenzinne«, wie Goethe das kleine Bauwerk im »Epilog zu Schillers Glocke« nannte, am Anfang einer Kulturgeschichte des deutschen Dichterhauses. Nach umfänglichen Restaurierungsarbeiten in den Jahren 1987-89 ist auch das Gartenhaus selbst als museale Stätte der Friedrich-Schiller-Universität für Besucher*innen zugänglich. Heute dient es zugleich als Reflexionsort der universitären Identität, als Schnittstelle zur städtischen Öffentlichkeit, als Ort der Forschung, der Wissensvermittlung und der kulturellen Bildung für Jung und Alt.