Reihe »Lichtblicke«
Schillers Gartenhaus ist ‒ in enger Verbindung mit der Forschungsstelle Europäische Romantik ‒ auch eine Forschungsinstitution mit einer eigenen Publikationsreihe. Die Reihe »Lichtblicke. Jenaer Vorträge und Schriften« fragt danach, was eine Universität trägt und ihre verschiedenen Fakultäten miteinander zu verbinden vermag. Lichtblicke können Geistesblitze sein, deren innovative Kraft die geschichtliche Gegenwart zu erhellen und der Gesellschaft ein Bewusstsein ihrer selbst zu geben vermag. Lichtblicke können zuweilen auch, wie Franz Kafka schreibt, »in eine unendliche Verwirrung hinein« fallen, so dass man »schon sehr nahetreten [muss], um etwas zu sehen.«
Die Aktualität besonders jener Problemlagen, Debatten und Ideen zu untersuchen, die die Universität in der Jena-Weimarer Moderne um 1800 hervorgebracht hat, dienen die Hefte der Reihe »Lichtblicke«. Sie halten Augenblicke intensiver Forschungsarbeit und menschlicher Begegnung an einem Ort fest, den die Universität als Erinnerungsort ihres Namengebers und als Reflexionsort ihrer eigenen Identität nutzt.
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Ritchie Robertson (Oxford): Zur Theorie und Praxis des Erhabenen bei Schiller (Bd. 1)
In der Schrift »Über das Erhabene«, deren Entstehung umstritten, mit hoher Wahrscheinlichkeit aber auf 1801 zu datieren ist, geht es Friedrich Schiller um die Anwendung des von Burke und Kant hergeleiteten Begriffs des ›Erhabenen‹ auf die ästhetische und noch mehr auf die moralische Erziehung des Menschen. Durch das Erhabene tritt das moderne Subjekt aus der Ordnung der Natur und gelangt erst zur Freiheit. Es fragt sich nun, wie diese Begrifflichkeit mit dem Verhalten der Hauptpersonen im zeitgleich entstandenen Drama »Maria Stuart« zu vereinbaren ist. Wird, wie häufig angenommen, die schöne Seele Maria durch Schuld und Sühne geläutert und am Schluss des Dramas zur leidgeprüften Verkörperung des Erhabenen? Zu zeigen ist, dass Schiller durchaus keine »Marionetten mit himmelblauen Nasen« (Georg Büchner), sondern lebendige, dreidimensionale, mit Hilfe einer wirklichkeitsnahen Psychologie entworfene Charaktere auf die Bühne bringt, und dass das Verhältnis zwischen dem abstrakten Begriff und dem Verhalten der Bühnencharaktere kompliziert und widerspruchsvoll ist.
Lichtblicke. Jenaer Vorträge und Schriften Band 1, herausgeben von Helmut Hühn in Zusammenarbeit mit Sven Schlotter. Jena 2014. Softcover: 36 S., Preis: 7,90 €, ISBN 978-3944830-22-3.
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Jan Assmann: Reinholds »Hebräische Mysterien« und Schillers »Die Sendung Moses« (Bd. 2)
Carl Leonhard Reinholds und Friedrich Schillers Schriften gehören in den Kontext philosophischer Auseinandersetzungen um die Religion, die nicht nur im Ereignisraum Jena-Weimar um 1800 die geistigen Eliten in ihren Bann schlagen.
Beide, Reinhold wie Schiller, historisieren die Religion und rekonstruieren ihre Geschichte politisch. Reinhold zeigt in den »Hebräischen Mysterien« (1788), dass bereits Mose dem ›All-Einen‹ huldigte: Aus den ägyptischen Mysterien habe Mose einen philosophischen Gottesbegriff übernommen, diesen aber aus politischen Gründen vor seinem Volk geheim gehalten und in das Gewand eines nationalen Schutzgottes gehüllt. Friedrich Schiller greift in seiner Jenaer Vorlesung »Die Sendung Moses« (1790) Grundgedanken Reinholds auf und radikalisiert die Kritik an der politischen Instrumentalisierung der Religion. Diese Radikalisierung nimmt aber zugleich das zentrale Anliegen Reinholds auf: die Verwandlung blinden Glaubens in ein Organ der Vernunft.Lichtblicke. Jenaer Vorträge und Schriften Band 2, herausgeben von Helmut Hühn in Zusammenarbeit mit Sven Schlotter. Softcover: 50 S., Preis: 8,90 €, ISBN 978-3944830-34-6.
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»Ich bin im Gebiet der Poesie sehr freiheitsliebend«. Bausteine für eine intellektuelle Biographie Charlotte von Schillers (Bd. 3)
Wer war Charlotte von Schiller? Das vorliegende Buch unternimmt den Versuch, neue Einblicke in ihr Denken und Schreiben zu geben. Von ihrem Nachlass ausgehend, von Handschriften und Texten, Zeichnungen und Dingen, wird sie als Leserin, Briefeschreiberin, Übersetzerin, Autorin, Literaturkritikerin und Zeichnerin vorgestellt. Die einzelnen Beiträge verorten ihre Arbeiten in den kulturellen und gesellschaftlichen Kontexten ihrer Zeit, der Jena-Weimarer Moderne.
Lichtblicke. Jenaer Vorträge und Schriften Band 3, herausgeben von Helmut Hühn, Ariane Ludwig und Sven Schlotter. Jena 2015. Ausverkauft.
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Klaus Dicke: Drache und Kreuz. Friedrich Schillers Ballade »Der Kampf mit dem Drachen« (Bd. 4)
Gehorsamskonflikte sind ein zeitloses Thema. Im absolutistischen Zeitalter der Frühen Neuzeit haben sie besondere philosophische wie literarische Beachtung gefunden. Um diesen Konflikt zu bearbeiten, hat Friedrich Schiller Begebenheiten aus der Geschichte des Johanniter-/Malteserordens herangezogen, besonders in den Entwürfen für ein Malteser-Drama und in der Ballade »Der Kampf mit dem Drachen«. In der Ballade, entstanden im Sommer 1798 im Jenaer Gartenhaus, kollidiert ein von humanitären Impulsen getriebener Reformer mit dem konservativen Beharren des für die Ordensdisziplin verantwortlichen Großmeisters. Letzterer besteht darauf, dass das Gehorsamsgelübde eingehalten wird. Mit seiner wortreichen Verteidigungsrede nimmt der Ritter - er hatte Rhodos wider ausdrücklichen Befehl von einem Drachen befreit - das Volk für sich ein, nicht aber den Großmeister. Erst eine überraschende schweigende Demutsgeste veranlasst diesen, Gnade vor Recht ergehen zu lassen und den jungen Ritter wieder in die Ordensgemeinschaft aufzunehmen. Der Ballade gelingt es mit poetischen Mitteln, den Drachen und das Kreuz, den Kampf um die Befreiung von lebensbedrohenden Unbilden und die Erlösung von Schuld vor Augen zu stellen.
Lichtblicke. Jenaer Vorträge und Schriften Band 4, herausgeben von Helmut Hühn in Zusammenarbeit mit Sven Schlotter. Jena 2016. Softcover: 60 S., Preis: 7,90 €, ISBN 978-3-944830-81-0.
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Christoph Bode: Vom Innehalten. Anhand einiger Gedichte der englischen Romantik (Bd. 5)
Momente des Innehaltens werden um 1800 in vielfältiger Weise zum Gegenstand der Reflexion. Die Studie untersucht Gedichte der englischen Romantik, indem sie fragt, wie diese Momente thematisiert, inszeniert und verarbeitet werden. Es geht um Temporalität und Medialisierung, um die sprachliche ›Aufhebung‹ dieser besonderen Augenblicke: Wie wird in lyrischen Texten von Wordsworth, Coleridge und Keats das Verhältnis der Erfahrung des Innehaltens zu ihrer Versprachlichung entworfen? Wie steht es mit den Zeitverhältnissen im Innehalten selbst, mit den Zeitverhältnissen in der Versprachlichung dieser Erfahrung und schließlich auch mit denen bei der Lektüre solcher Gedichte: Sind die Gedichte selbst nicht auch allemal als Angebote zum Innehalten zu verstehen?
Im Gespräch mit dem Autor:
Welche Perspektiven eröffnet Ihr Buch?
Das Buch eröffnet die Perspektive, im Kleinsten das Große zu erkennen und im Einhalten das Verstreichen von Zeit als Bedingung der Möglichkeit von Glück. Es lehrt, dass es dazu nicht unbedingt der Sprache bedarf, dass man aber die Sprache eines gedruckten Textes braucht, um besondere Augenblicke des Innehaltens zu präservieren, der Zeit zu entreißen ‒ immer aber zu dem Ende, in der Lektüre den Zündschlüssel umzudrehen und die Zeit wieder freizusetzen.
Welche Bedeutung kommt dem Thema in aktuellen Forschungsdebatten zu?
Wo immer von Sprache und Denken, Zeitlichkeit und Unzeitlichkeit, Medialisierung, Entschleunigung und Resonanz die Rede ist, dürfte dieses Bändchen nicht fehlen. Vor allem aber dort, wo von Orten des Innehaltens die Rede ist, von Geflechten des organisierten Zufalls, die die Wahrscheinlichkeit innehaltender Begegnung erhöhen. So gesehen, ist das Bändchen auch ein Beitrag zur Debatte um Erinnerungskultur und um die materielle Seite kulturellen Erbes.
Mit wem würden Sie Ihr Buch gerne diskutieren?
Mit jedem, der sich angesprochen fühlt.
Lichtblicke. Jenaer Vorträge und Schriften Band 4, herausgeben von Helmut Hühn in Zusammenarbeit mit Sven Schlotter. Jena 2017. Softcoverausgabe: 63 S., Preis: 8,90 €, ISBN 978-3-946964-12-4.
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Sven Schlotter: »Bei jedem Ton der Nachtigall«.Sophie Mereau, Friedrich Schiller und die Jenaer Gartenkultur um 1800 (Bd. 6)
Die literarischen Anfänge Sophie Mereaus sind wesentlich durch Friedrich Schiller gefördert worden. Frühzeitig erkannte er das Talent der Autorin, deren Gedichte regelmäßig in seinen Zeitschriften erschienen. Obwohl Mereau später durchaus eigene Wege ging und als eine der ersten deutschen Berufsschriftstellerinnen hervortrat, blieb eine besondere Bindung an Schiller doch weiter wirksam. Aus dem Vorbild und Mentor wurde mit den Jahren ein Freund, bei dem sie auch Rat in Lebenskrisen suchte. Als ein Symbol dieser Freundschaft darf der Garten vor den Toren Jenas gelten, den Mereau 1796 und Schiller in den nachfolgenden drei Sommern bewohnte. Dieser Umstand wird zum Anlass genommen, um die Geschichte ihrer Beziehung vor dem Hintergrund der Gartenkultur zu entfalten, die in den Jahren um 1800 eine Hochblüte erlebte. Am Beispiel Jenas werden Gärten als Orte der Liebe und der Literatur, der Geselligkeit und des Rückzugs, des intellektuellen Austauschs und des Naturerlebens sichtbar gemacht.
Im Gespräch mit dem Autor:
Im vergangenen Jahr wurde in verschiedenen Medien an den 250. Geburtstag von Sophie Mereau erinnert, die seit 1803 in zweiter Ehe mit Clemens Brentano verheiratet war. Als einen Beitrag zu diesem Jubiläum darf man auch Ihre Untersuchung betrachten, die als sechster Band der Reihe »Lichtblicke« erschienen ist. Worin sehen Sie die Bedeutung dieser Autorin?
In den Jahren um 1800 war Sophie Mereau eine durchaus populäre Schriftstellerin. Beiträge aus ihrer Feder waren gesucht und fanden Anklang beim Publikum. Namhafte Komponisten wie Beethoven, Reichardt oder Zumsteeg haben ihre Gedichte vertont. Dieser Ruhm ist nach Mereaus Tod – sie starb mit gerade 36 Jahren im Kindbett – rasch verblasst. Die heutigen Leser*innen mag ihre empfindsame, gefühlsbetonte Schreibart möglicherweise befremden. Doch das Streben nach Selbstverwirklichung, Unabhängigkeit und Freiheit, das sie in vielen ihrer Werke literarisch gestaltete und das man geradezu als das Zentralmotiv ihrer Dichtung ansprechen kann, vermag noch immer das Interesse an ihren poetischen Texten zu wecken und anzuregen.
Sie gehen in Ihrer Arbeit besonders auf die Beziehung Mereaus zu Schiller ein. Zu welchen Einsichten sind Sie dabei gekommen?
Mereau wurde häufig als »Schülerin« Schillers dargestellt. Bei näherem Hinsehen stellt sich die Beziehung differenzierter dar und weist auch eine innere Entwicklung auf. Richtig ist, dass Schiller frühzeitig das Talent der jungen Autorin erkannte und ihre literarischen Anfänge förderte. Später ging sie auch ästhetisch eigene Wege. Eigenständig ist ihre Leistung als Übersetzerin aus dem Französischen und Italienischen, die erst in den letzten Jahren gewürdigt und erforscht wurde.
Sie entfalten in Ihrer Arbeit die Beziehung zwischen Mereau und Schiller vor dem Hintergrund der Jenaer Gartenkultur. Was hat Sie dazu veranlasst?Zunächst einmal der äußere Umstand, dass beide nacheinander denselben Garten vor den Toren der Stadt als einen Rückzugsort zum Dichten nutzten. Damit partizipierten sie an einer allgemeinen Bewegung, die in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts einsetzte und zu einer neuen Wertschätzung des Lebens in der »freien Natur« führte. Diese Entwicklung lässt sich gut am Beispiel Jenas verfolgen, das zu jener Zeit mit einem dichten Kranz von Gärten umgeben war. Über den reinen Nutzgesichtspunkt hinaus dienten sie ihren Bewohner*innen, darunter viele Gelehrte und Schriftsteller*innen, als Ort des Rückzugs und der Einkehr, aber auch des geselligen Umgangs und des intellektuellen Austauschs, wie im Einzelnen gezeigt wird.
Lichtblicke. Jenaer Vorträge und Schriften Band 6, herausgeben von Helmut Hühn. Weimar, Jena 2021. Softcoverausgabe: 83 S., Preis: 9,90 €, ISBN 978-3-00-068479-1.
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Was hält ein Gedicht zusammen? Einblicke in Werkstätten der Gegenwartslyrik.
Seit 2012 entwickelt sich die Thüringer Lesereihe für zeitgenössische Dichtung : »Die Gunst des Augenblicks«. Grund genug zur Freude und Anlass zur Vergegenwärtigung dessen, was in den ersten fünf Jahren in Erfurt, Gera, Gotha, Jena, Rudolstadt und Weimar gelesen und - im gemeinsamen Gespräch - diskutiert wurde.
Unter der Leitfrage »Was hält ein Gedicht zusammen?« vereint die Anthologie Gedichte, poetologische Reflexionen und literaturkritische Essays von Johanna Bohley, Ann Cotten, Daniela Danz, Elke Erb, Gerhard Falkner, Gloria Freitag, Wolfram Malte Fues, Boris Hoge-Benteler, Helmut Hühn, Nancy Hünger, Wulf Kirsten, Bärbel Klässner, Barbara Köhler, Guido Naschert, Peter Neumann, Steffen Popp, Marion Poschmann, Monika Rinck, Silke Scheuermann, Sabine Scho, Maria Schubarth, Lutz Seiler, Mirjam Springer, Ulf Stolterfoht, Martin Straub, Hans Thill, Jan Wagner, Peter Waterhouse, Ron Winkler und Uljana Wolf.
Der in kleiner Auflage exklusiv gedruckte und bibliophil gestaltete Band kann in Schillers Gartenhaus in Jena, bei der Literarischen Gesellschaft Thüringen e. V. in Weimar und im Kultur:Haus Dacheröden in Erfurt erworben werden.
Was hält ein Gedicht zusammen? Einblicke in Werkstätten der Gegenwartslyrik. Hrsg. von Helmut Hühn, Nancy Hünger und Guido Naschert. Mit Autorenporträts von Dirk Skiba und Illustrationen von Ana María Vallejo. Softcover: 216, Preis: 20,00 €, ISBN 978-3-936305-53-1.