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Aus Weimar, in unmittelbarer Nähe von Johann Wolfgang von Goethes Wohnhaus, sind zwei ›geometrische Körper‹ nach Jena gekommen, in Friedrich Schillers Garten. Sie gehörten zu einem Projekt, dem die Klassik Stiftung den Titel »Sprachexplosionen« gab und das auf die Macht, aber auch auf die schöpferische Kraft der Sprache aufmerksam machte, die wir sprechen.
Geht man aufmerksam um beide Körper herum, dann ist zu lesen: »Wir schlafen sämmtlich auf Vulkanen.« Vollständig lautet der Text des kleinen dreizeiligen Gedichts:
»Der Alte schlummert wie das Kind,
Und wie wir eben Menschen sind,
Wir schlafen sämmtlich auf Vulkanen.«
Xenien – Gastgeschenke – nannte der römische Dichter Martial seine kleinen Epigramme, die als Begleitverse zu Geschenken gedacht waren. In den 90erJahren des 18. Jahrhunderts adaptierten Goethe und Schiller diese literarische Darstellungsform für eine kritische Auseinandersetzung mit der gegenwärtigen und besonders der literarischen Welt. Über 400 Xenien veröffentlichten beide in Schillers »Musenalmanach auf das Jahr 1797«.
In seinen »Zahme[n] Xenien« stellte Goethe rund 30 Jahre später Denk- und Weisheitssprüche zusammen. Sie bilden einen wichtigen Teil seines lyrischen Spätwerks. Das Adjektiv ›zahm‹ im Titel ist dabei durchaus ironisch zu verstehen; denn die Sprüche haben es in sich. Sie holen Geschichte und Gegenwart ein.
»Die Xenien sie wandeln zahm,
Der Dichter hält sich nicht für lahm;
Belieben euch aber geschärftere Sachen,
So wartet bis die wilden erwachen.«
Vielleicht haben Sie Lust, im Garten Schillers über den Schlussvers nachzudenken.