Schreibsekretär in der Stube Charlotte Schillers im 1. Stock

Durchs Haus

Was erwartet Sie in den Räumen des Gartenhauses?
Schreibsekretär in der Stube Charlotte Schillers im 1. Stock
Foto: Fiona Daffner

Nach Unterzeichnung des Kaufvertrages im März 1797 veranlasste Schiller umfangreiche bauliche Veränderungen am Gartenhaus. Um das Gebäude den Bedürfnissen seines siebenköpfigen Hausstandes anzupassen, ließ er auf allen Etagen Zwischenwände einziehen und den oberen Teil der Treppe verlegen. Außerdem wurden ein Schornstein und mehrere Öfen eingebaut. Heute präsentiert sich das Haus – sowohl was die Raumaufteilung als auch was die Fassung der Wände mit Farbanstrichen und Tapeten betrifft – weitgehend im Zustand der Schillerzeit.

Ausstellungsraum im Erdgeschoss

Foto: Franco Cogoli

Bedienstetenstube

Im Erdgeschossraum, unmittelbar neben der Tür zum Garten, waren zu Schillers Zeit die beiden weiblichen Bediensteten Christine und Wilhelmine Wetzel untergebracht. Die Schwestern aus Schwaben, die auf Vermittlung von Schillers Mutter nach Thüringen kamen, erledigten sämtliche Arbeiten im Haushalt. Darüber hinaus waren sie für die Betreuung der Kinder zuständig. In der Bedienstetenstube schliefen daher auch die beiden Söhne Karl (geb. 1793) und Ernst (geb. 1796). In diesem Raum informiert eine Ausstellung über Schillers Jenaer Jahrzehnt und die Geschichte des Hauses.

 

Wohnraum Charlotte Schillers

Foto: Harald Wenzel-Orf

Wohnräume Charlotte Schillers

Das erste Obergeschoss bewohnte Charlotte Schiller, geb. von Lengefeld. Ihr stand eine Stube mit angrenzender Schlafkammer zur Verfügung. Die Stube, die eine »paille-gelbe« Tapete mit dazu passender Bordüre schmückt, ist im Stil der Zeit um 1800 eingerichtet. Der urnenförmige Ofen neben der Tür gehört zu den ganz wenigen Originalen, die sich aus Schillers Zeit im Gartenhaus erhalten haben. Er stammt aus der Werkstatt des Jenaer Hofkupferschmiedes Christoph Gottlieb Pflug. Bei dem Schreibsekretär in der rechten Ecke des Raumes handelt es sich um den Nachbau eines Möbels, das ursprünglich für Charlottes Mutter – Louise von Lengefeld – angefertigt worden war. Die Täfelchen auf der Schreibfläche vermitteln einen Eindruck von Charlotte Schillers Lektüren. Auf solch kleinformatigen Blättern, die in einem eigenen Kästchen verwahrt wurden, notierte sie Sätze und Verse aus literarischen, historischen und philosophischen Werken.

Als Lesende ist Charlotte Schiller auch auf dem Gemälde von Ludovike Simanowiz dargestellt, dessen Reproduktion im Nebenraum zu sehen ist. Eine Tafel links neben der Tür vergegenwärtigt wichtige Stationen ihrer Biographie und intellektuellen Entwicklung. Die Schriftstücke in der Kommode an der Fensterseite dokumentieren Charlotte Schillers Interesse an der Naturforschung und ihren Anteil an dem »Glücklichen Ereignis«, der Dichterfreundschaft zwischen Schiller und Goethe. An die ursprüngliche Bestimmung des Zimmers als Schlafkammer erinnert der Nachbau eines Waschtisches, den Schillers Verleger Friedrich Cotta während eines Besuches im Frühjahr 1798 aus Leipzig mitgebracht und der Hausherrin zum Geschenk gemacht hatte. Wer sich an diesem Ort näher mit Charlotte Schiller beschäftigen möchte, sei auf den Schuber auf dem Tisch in der Stube verwiesen. Er enthält neben einer biographischen Annäherung auch Briefe aus der Gartenhauszeit, ausgewählte Gedichte und Auszüge aus ihren Tagebüchern.

 

Schillers Arbeitszimmer in der Mansarde

Foto: Franco Cogoli

Mansarde

Im Dachgeschoß (Mansarde) verfügte Schiller über ein geräumiges Arbeitszimmer mit weitem Ausblick in verschiedene Himmelsrichtungen. In diesem Raum, der im Frühjahr 1798 mit blauer Tapete ausgestattet wurde, empfing er auch Besucher und las aus seinen Werken vor. Die Gartenhaus-Zeit gehört zu den literarisch produktivsten im Leben des Schriftstellers. Während der drei Sommer entstanden hier die berühmten Balladen für den »Musen-Almanach«, wesentliche Teile des »Wallenstein« und der »Maria Stuart« sowie das »Lied von der Glocke«. Unter den Fenstern der Westseite befanden sich Regale zur Aufbewahrung von Büchern und Manuskripten. Heute enthält die Bibliothek Erstausgaben von Schillers Werken sowie Jahrgänge der »Allgemeinen Literatur-Zeitung«, deren Speditionsgebäude sich in unmittelbarer Nähe ‒ am Standort der heutigen Post ‒ befand. Goethe hat diesen Raum wegen des schönen Ausblicks, den die Fenster der Südseite ins Saaletal gewährten, besonders geschätzt. An der Wand gegenüber hängt ein Kupferstich mit seinem Bildnis, den der Schweizer Künstler Johann Heinrich Lips im Jahr 1791 fertigte.

 

Schlafkammer im Dachgeschoss

Foto: Franco Cogoli

Schlafkammern

Vom Arbeitszimmer gelangt man in zwei kleine Kammern. Die vordere präsentiert sich als Schlafkammer Schillers, der infolge von Krankheitsanfällen oft erst spät zur Ruhe fand. In Anspielung hierauf nennt ihn Goethe in einem Brief vom September 1797 »den Heiligen aller, am schlaflosen Zustande leidenden, Menschenkinder«.

Die zweite kleine Kammer ist als Schlafraum für Schillers Diener Gottfried Rudolph eingerichtet. Der Sohn eines Buckelapothekers aus Oberweißbach im Thüringer Wald trat 1797 im Alter von 19 Jahren in Schillers Dienst. Rudolph, der wegen seiner besonderen Zuverlässigkeit eine Vertrauensstellung genoss und auch Schreibarbeiten für Schiller erledigte, blieb bis 1805 bei der Familie. Er pflegte Schiller noch während seiner letzten Krankheit und bewahrte verschiedene Erinnerungsstücke an ihn auf. Aus seinem Besitz stammt auch die originale Schreibfeder, die in der Ausstellung im Erdgeschoss zu sehen ist.